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Baumwollpreise steigen - werden die Bekleidungspreise folgen?

Von AFP

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Der Baumwollpreis ist auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren, nachdem er innerhalb des vergangenen Jahres um 54 Prozent gestiegen war. Zu verdanken hat die Baumwolle dies neben einer gestiegenen Nachfrage auch verschiedenen meteorologischen, epidemischen und geopolitische Faktoren.

Dass sich dies auf die Bekleidungspreise auswirken dürfte, scheint unausweichlich, auch wenn das Thema für viele große Textilkonzerne tabu bleibt.

Wo wird Baumwolle angebaut?

Fünf Länder sind für 80 Prozent der weltweiten Baumwollproduktion verantwortlich: Indien führte die Liste in der letzten Saison (von August 2020 bis August 202) mit sechs Millionen produzierten Tonnen an, gefolgt von China, den USA, Brasilien und Usbekistan, so das ICAC (International Cotton Advisory Committee), in dem die meisten Erzeuger- und Verbraucherländer zusammengeschlossen sind.

Die USA waren das größte Exportland und China das größte Importland für Baumwolle mit 2,8 Millionen Tonnen. Für die neue Saison rechnet das ICAC mit einer weltweiten Produktion von 25,7 Millionen Tonnen, was einem Anstieg von sechs Prozent entspricht, aber immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie liegt.

„Australien, Brasilien und die USA erwarten einen Produktionsanstieg, der den erwarteten Rückgang bei den beiden größten Erzeugerländern, China und Indien, ausgleichen dürfte“, so der Ausschuss.

Warum der Preisanstieg?

Der europäische Textilverband Euratex spricht von einem „sprunghaften Anstieg der Nachfrage“ infolge der verschiedenen Lockdowns und „Lieferproblemen, auch im Zusammenhang mit der Produktion in Xinjiang“, einer chinesischen Provinz, die ein wichtiger Ort der Baumwollherstellung ist, aber von großen Marken und der US-Regierung boykottiert wird, um gegen die Zwangsarbeit der uigurischen Minderheit zu protestieren, was von Peking abgestritten wird.

„Es ist eine echte Herausforderung, Baumwolle zu beschaffen, was zu anderen Problemen wie den Transport- und Energiekosten und dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften hinzu kommt“, resümierte Euratex gegenüber AFP.

„Baumwollpreise sind von Natur aus volatil“ und „ein ganz bestimmter Cocktail von Variablen“ treibe die Preise derzeit in die Höhe, sagte Parkhi Vats, Analystin beim ICAC.

Sie führt eine „starke Nachfrage, insbesondere aus China“, „ungünstige Wetterbedingungen, die die Produktion in Indien und den USA beeinträchtigen könnten“ und Lagerbestände, die „auf dem niedrigsten Stand seit drei Saisons“ seien, an. Ganz zu schweigen von der „Überlastung in den Häfen“ im Zusammenhang mit der Pandemie.

Auch gebe es „eine Begeisterung für Naturfasern und umweltfreundlichere Produkte“ bei den Konsument:innen. „Bio-Baumwolle ist eine seltene Ware geworden“, stellt Yves Dubief, Präsident des Verbands der französischen Textilindustrie, fest.

Wird Kleidung teurer?

„Diese Inflation wird unweigerlich zu einem Anstieg der Preis im Einzelhandel führen“, urteilt Euratex. Der Textilriese Levi Strauss hat in den letzten Monaten bereits die Preise erhöht, „in Erwartung steigender Rohstoffkosten“, wie Levi’s-Geschäftsführer Chip Bergh Anfang Oktober sagte. Baumwolle macht 20 Prozent der Kosten für eine Jeans aus. Kurzfristig hat die Gruppe nach eigenen Angaben wettbewerbsfähige Preise für ihre Lieferungen bis Mitte 2022 ausgehandelt. Das Unternehmen ist eine der einzigen Textilketten, da die Frage der Preise öffentlich anspricht.

Inditex (Zara) hat auf Anfragen von AFP nicht reagiert. Das japanische Unternehmen Uniqlo erklärte, es habe „die Situation unter Kontrolle“ und erlebe „derzeit keine Unterbrechung der Versorgung mit Baumwolle oder anderen Rohstoffen“, so ein Sprecher. Wenn jedoch „die Rohstoffpreise weiter steigen und der Yen sich weiter abschwächt“, müsse „das Unternehmen möglicherweise das Preisniveau einiger Produkte anpassen“.

Das schwedische Textilunternehmen H&M erklärt in einer E-Mail an AFP, es sei „an Schwankungen bei den Rohstoffkosten sowie an andere externe Faktoren gewöhnt, die sich möglicherweise auf die Einkaufskosten auswirken könnten“.

Jack Kleinhenz, Wirtschaftswissenschaftler bei der American Retail Federation (NRF), erinnerte daran, dass 2011, während des letzten Baumwollbooms, Preise für „T-Shirts um 1,50 bis zwei US-Dollar gestiegen sind.“ Laut Yves Dubief werde es „es Auswirkungen auf die Bekleidungspreise geben, aber eher in einem Jahr, weil die Verträge für den kommenden Winter, Frühling und Sommer bereits abgeschlossen” seien. Das bedeute „nicht unbedingt eine enorme Steigerung“, und die könne auch vom Händler und der gesamten Kette aufgefangen werden. „Mehr als Preiserhöhungen”, so der Experte, „befürchte ich Versorgungsunterbrechungen.“ (AFP)

Foto: Unsplash

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